Heimdall 2


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CD32 Games
Reviewer: David Jahn -(Trixter/Ampow)
Hersteller: The 8th Day
Vertrieb: Core Design Limited
Genre: Action Adventure
Erscheinungsjahr: 1994

Wenn der bösartige Loki und seine Horden die Welt unterjochen wollen, dann wird es Zeit für Heimdall seine Göttlichkeit zu opfern, seine sieben Sachen zu packen und einzuschreiten. Da gab es doch ein heiliges Armulett, welches die Macht hätte dem Bösen Einhalt zu gebieten - dummerweise wurde es in viele Einzelteile zerlegt und wartet nun in verschiedenen Ländern darauf, wieder eingesammelt und zusammengefügt zu werden - bis schließlich der finale Endkampf mit Loki auf dem Plan steht.

So kurz und knapp präsentiert sich der Hintergrund des Spieles, welcher leider nicht durch ein Intro im Spiel erzählt wird - und ein solches hätte das Game durchaus verdient gehabt, immerhin hatte der erste Teil von Heimdall (Anno A500) ein solches. Aber halt, ich schweife ab... Heimdall One erschien ja gar nicht für das CD32.
Aber wie so oft in der damaligen Zeit, gibt es doch noch eine Parallele zur Computerversion - das Game wurde fast Eins zu Eins von der Diskette umgesetzt. Fast deshalb, weil merkwürdigerweise in der Konsolenfassung einige Hintergrundsanimationen fehlen! Was ist denn damit geschehen? In diesem Punkt hatte die Amiga 500er Version schon mehr zu bieten - aber gottlob wurde die Amiga 1200er Version für die Konvertierung benutzt, sodaß zumindest die Grafik etwas besser aussieht. (übrigens hatte die AGA-Disk-Version auch mehr Animationen)
Ob es sich dabei um einen Fehler handelt oder ob es Absicht war, sei einmal dahingestellt - dem ungeübten Auge fällt sowas wahrscheinlich ohnehin erst gar nicht auf - was aber viel gravierender ist: sämtliche Bugs der Diskfassungen wurde übernommen! So ist es zum Beispiel gar nicht möglich, das Spiel in einer anderen Sprache als Englisch zu beenden und manchmal machen "Anwendungsfehler" mit Gegenständen im Inventar Probleme bei Weiterkommen. Denn das Spiel ist in diesen Dingen wirklich pingelig genau - ob man nun einen Gegenstand benutzt, ablegt oder wirft, in bestimmten Situationen muß auf Anhieb das Richtige getan werden, ansonsten "merkt" es das Game nicht und schlimmstenfalls ist der Gegenstand dann weg - und ohne ihn ist ein Lösen nicht mehr möglich!
Dafür ist die Steuerung nun wirklich gut gelungen. Während das Game in den Diskfassungen bestimmte Dinge wie etwa Benutzen oder Schwerthiebe automatisch zu den jeweiligen Situationen anpaßt, kann der geneigte Konsolero selber wählen. Die Tastenbelegung ist anfangs zwar etwas gewöhnungsbedürftig, geht aber kurz danach auf den Spieler über und sämtliche Funktionen gehen dann schnell von der Hand. Auch akustisch wurde nachgelegt - ertönen die Musikstücke doch nun direkt von der CD, was sie zwar qualitativ in obere Bereiche hebt, aber dennoch nur nach Durchschnitt klingt. Die SoundFX wurden vom Computer übernommen und klingen einigermaßen passabel...

Das Spiel:
Je nachdem, auf welche Sprache das CD32 in den Grundeinstellungen eingestellt ist, startet das Spiel teilweise in der jeweiligen Sprache. Im Titelbild hat man die Auswahl zwischen einem komplett neuen Spiel oder ein zuvor gesichertes einzuladen, welches übrigens im Gegensatz zu den Diskettenfassungen, in einer anderen Sprache sein darf. Ein Feature welches an dieser Stelle vielleicht merkwürdig klingen mag - es wird sich aber noch als sehr wichtig heraustellen. Was man auch hier wählen mag, man befindet sich nach dem Laden jeweils in der "Halle der Welten" wieder. Einem Ort, von wo aus Türen in andere Welten führen (die sich aber erst öffnen lassen, wenn man den entsprechenden Talismann gefunden hat) und wo man seine Waffen (Schwert, Pfeil & Bogen) oder sonstige Dinge (Speicherbuch/Wasservorrat) (wieder)findet. Hat man diese (auch nach einem geladenen Spielstand!) dann endlich den Spielfiguren (erneut) zugeordnet und diese ausgerüstet, beginnt das eigendliche Abenteuer, indem man durch die einzige offene Tür schreitet.

Die einzelnen Welten untergliedern sich in einzelne Abschnitte, die meistens mit einem Schiff erreicht werden. Die Levels selber warten zumeist mit Rätseln, Geschicklichkeitsaufgaben und Gegnern auf, sind aber recht klein geraten und am Ende winkt fast immer ein Talismann, der weitere Abschnitte öffnet. Die Art der Rätsel ist recht einfach und logisch gehalten und man sollte keine größeren Probleme haben, diese zu lösen. Gekämpft (in Echtzeit) wird natürlich auch, wobei man stets primäre Waffen (Schwert) und sekundäre Waffen (Wurfwaffen) einsetzen kann. Aber Kämpfe können größtenteils vermieden oder umgangen werden - allerdings findet man dann keine Goodies die von besiegten Gegnern hinterlassen wurden und auch Erfahrungspunkte werden ohne Kampferfahrung nicht erhöht.

Das Kapitel Magie ist eine Sache für sich. Unterwegs findet man immer wieder verschiedene Runensteine, die sich mithilfe diverser Runenrollen und Büchern (auch diese findet man reichlich) zu den unterschiedlichsten Zaubersprüchen nutzen lassen. So kann man neben diversen Kampfzaubern (Blitze, Feuer) auch Schutzzauber (vor Elementen, Schutzschild) oder Heilzauber und andere Dinge hervorzaubern. Allerdings kommt dem Thema Zaubern im Spiel nur eine geringe Bedeutung zu. Es gibt im ganzen Spiel nur eine einzige Situation, in der zum Weiterkommen ein Zauberspruch eingesetzt werden muß! Alles andere ist Situationsbedingt (zB. Vergiftung heilen), bzw. läßt das Spiel dann viel zu einfach werden. Die Tatsache, daß es mehr Runensteine als Zaubersprüche gibt, unterstreicht diese Vermutung.

Auch der zweite Charakter wäre im Grunde recht überflüssig - man kann sowieso immer nur mit Einem spielen und eine entsprechende Situation, wo man unbedingt auf den Anderen zugreifen müßte, ist mir im Spielverlauf nicht aufgefallen. Da man den eigenen Held am Anfang auch nicht aussuchen oder ein Kumpel den zweiten Held steuern darf, "schleppt" man den zweiten Charakter eigendlich nur mit sich rum...Aber halt! Es gibt doch zwei Gründe, die ihn nicht vollends überflüssig machen. Der erste Grund ist nämlich das begrenzte Inventar. Ist das eigene durch ständiges Aufsammeln voll, finden sich die Sachen im Rucksack des Anderen wieder und wenn das dann voll ist, kann man eben nichts mehr aufnehmen - daher ist ein ständiges Verkaufen von unnötigen Dingen nötig und ab und zu wildes Hin und Hergeschiebe der Dinge von Einem zum Anderen, welches das CD32 durch nervige Ladepausen quittiert. Der zweite Grund wäre die vermeindliche Sicherheit weiterspielen zu können, falls dem "Hauptcharakter" etwas zustoßen und er sterben sollte. Aber dies ist leider nur eine Illusion! Der großzügig bemessene Energiebalken ist schon nach 2 bis 3 Treffern aufgezehrt und da ein Wiederbeleben eigendlich erst viel später im Spiel möglich ist, empfiehlt es sich, gleich neu zu starten oder einen Spielstand einzuladen.

Wo wir gerade beim Spielstand sind - im Gegensatz der Computeruser, dürfen wir nur dann speichern, wenn wir ein entsprechendes Speicherbuch gefunden haben - dieses gibt es immer erst dann, wenn eine Welt komplett durchgespielt worden ist. Und wer glaubt, er könne vor einer schwierigen Situation speichern und den Spielstand wieder einladen, wenn er an der Aufgabe gescheitert ist, der wird enttäuscht. Die Speicherfunktion speichert immer nur den Anfang einer Welt - und egal, was man auch schon gespielt hat - es wird immer nur der Anfang neu geladen, bis eben zum nächsten Speicherbuch. Damit ist die CD32 Version zur Zeitintensivsten und schwersten Version geworden! Nachdem man dies ein paar Male verflucht hat, wundert es auch nicht, daß im Spielstand nur wichtige Dinge gespeichert wurden. Sämtliche Talismänner für den Zugang der Welten sind verschwunden und auch Ausrüsten in der Halle der Welten darf man sich immer wieder neu. Daher kann man schon gelöste Levels nicht erneut betreten, um dort zB. einen Shop aufzusuchen um sich mit Waren einzudecken. Es empfielt sich daher, sämtliche Gegenstände zu verkaufen um nach dem Speichern wenigstens etwas mehr Geld zu erhalten.

Die Spielbarkeit ist ganz gut gelungen und macht mit der erzeugten Atmosphäre Lust auf mehr. Unfaire Stellen sind bis auf eine (fast am Ende) nicht auszumachen. Aber besagte Stelle hat es in sich. Dort muß Pixelgenau gesteuert werden, sonst kommt man nicht weiter oder verschwendet seine Energie. Rückblickend betrachtet eine leidige Sache, die die Coder wahrscheinlich nur deswegen eingebaut haben, weil ansonsten das Spiel zu schnell vorüber wäre. Nach dem Lösen des Games sinkt aber die Motivation und man kann sagen, daß es eine nette Erfahrung war, die man sich aber nicht nocheinmal antun wird...

Fazit:
Den Vogel (im positiven Sinne) abgeschossen hat das Spiel schon mal nicht - wenn es um Rückschritte und Bugs geht, wahrscheinlich schon. Man erhält ein paar nette Stunden zum Daddeln und wenn man reichlich Nervenstärke aufweist, schafft man es auch, das Spiel zu lösen. An allen Ecken und Enden merkt man dem Spiel an, daß man sich richtig viel Gedanken bei der Konzeption gemacht hat - leider ist die Umsetzung (beim Programmieren) mißlungen. So kommt das Thema Magie nicht richtig zur Geltung und knackige Gegner und Kämpfe sucht man vergebens - von den diversen Bugs mal ganz zu schweigen. Das einzige Positive ist die gute Steuerung und die hochwertige Musikuntermalung. Auch diese Speichersache könnte eine gewisse Motivation im eigendlich zu leichten Spielfluß sein. Und daher komme ich (nach Abwägung der anderen Versionen) zu dem Schluß: Die CD32 Version würde ich den Diskettenfassungen vorziehen, dennoch ist das Spiel im Ganzen betrachtet kein Hit. Wie gesagt, gute Ansätze sind vorhanden - schade CORE, daraus hätte man noch was machen können!

Zum Schluß möchte ich an dieser Stelle noch zwei hilfbereiten Menschen danken; ohne sie wäre dieser Test erst gar nicht möglich gewesen!

Vielen Dank an Robert & robotriot aus dem Forum der CD32-Allianz!

BEWERTUNG:
Grafik: AGA Grafiken - Ok, aber einige Animationen fehlen!
Sound: Musik kommt direkt von CD - gute Qualität, aber nur Durchschnittskost vom Stil her/SFX gehen in Ordnung.
Motivation: bis auf "eine" Stelle im Spiel ok; wird nach einmaligem Lösen aber uninteressant...
Spielbarkeit: durchweg gute Spielbarkeit, aber viel zu einfach! (wenn man weis wie es geht)
Verpackung: Jewel-Case
Aufmachung/Cover: Ok
Humor: nicht vorhanden
Gewalt: etwas
Altersbeschränkung: ab 12
Sammlerinformationen
Die meisten Titel wurden in einem Jewel-Case veröffentlicht, inclusive einer passenden Anleitung, die gleichzeitig als Front-Cover dient.
Dieser Absatz dient dazu, einen von diesem Standard abweichenden Lieferumfang zu dokumentieren - da er aber sehr neu ist, fehlen die passenden Informationen noch größtenteils.

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